Samstag, 16. Oktober 2021

März 2020

Mit geringfügiger Verspätung soll es nun morgen doch noch losgehen: Cape Epic 2020. Mittlerweile ist zwar Oktober 2021, aber wir tun einfach so, als sei März 2020. Dazwischen liegen ein harter südafrikanischer Lock****, eine etwas abenteuerliche Rückkehr aus Südafrika sowie eine Handvoll vergleichsweise milde deutsche Lock****s. Dass viele Dinge nicht mehr so sind, wie sie es mal waren, bekommt unser vorbildlich durchgetestetes und durchgeimpftes zehnköpfiges Reisegrüppchen sofort am vergangenen Sonntag am Frankfurter Flughafen zu spüren. Was früher einmal Routine war, dauert nun drei Stunden; und wirklich zu wissen, was man da tut, scheint man am Check-In nicht. Aber sei’s drum – wir landen am Ende alle heile an Bord. Sogar unsere Räder schaffen es mit in die Maschine, wie wir schließlich in Südafrika erfreut feststellen. Dies allerdings erst nachdem wir den Temperaturcheck aus drei Metern Entfernung erfolgreich absolviert haben. Das wir laut der “Messung” mit 33-34° C doch ziemlich unterkühlt aus dem Flieger kommen, scheint dabei niemanden zu stören. Hauptsache kein Fieber …

In Kapstadt angekommen fühlen wir uns recht schnell wieder ganz wie zu Hause. Es scheint fast so, als wären wir nie weg gewesen. Selbst mein Fahrstil passt sich innerhalb weniger Kilometer wieder an die örtlichen Gepflogenheiten an – und damit meine ich nicht das Fahren auf der linken Seite.


Unsere erste Runde auf der Strecke des morgigen, 20 Kilometer langen Prologs verläuft am Donnerstag nahezu zwischenfallsfrei. Lediglich der Dämpferschaft meines hinteren Federelements verabschiedet sich beim Springen über einen “Speed Hump” direkt vor dem Cable Car, was sich zweifelsfrei am Knall und insbesondere der roten Ölspur diagnostizieren lässt. Zwar gut, dass das noch vor dem Cape Epic geschieht, aber guter Rat ist dennoch teuer. Es ist ja nicht gerade so, dass Dämpferschäfte überall an Bäumen wachsen und gerade jetzt werden derartige Ersatzteile in der Bikebranche bekanntermaßen wie Gold gehandelt. Aber zum Glück sind wir ja nicht das erste Mal hier und kennen den ein oder anderen. So geht’s geradewegs zu Stoke Suspension Works. Ich hätte es ehrlich gesagt nicht für möglich gehalten, aber Suspension-Mastermind Andrew lässt sich von meinem Problem nicht aus der Ruhe bringen: “I do have spare shafts. Leave it here, you can fetch it tomorrow”. Derweil kommt ein anderer Mechaniker von hinten mit einem Hinterrad in der Hand aus der Werkstatt, welches ich vor dem Cape Epic zur Überholung abgegeben hatte. Das war vor 19 Monaten – aber wir tun einfach so, als sei das vor einer Woche gewesen. Klingt alles komisch, ist aber so. Nachdem das Ding nach der verspäteten Rückkehr unseres Haushalts aus Südafrika aus keiner Kiste auftauchte, war ich mir eigentlich sicher, dass es irgendwo auf dem Rollfeld liegen würde oder beim südafrikanischen Zoll “abhanden” gekommen wäre. Bei unserer chaotischen Abreise aus Südafrika hat es mir da doch offensichtlich ein paar Synapsen gekappt, denn im Radladen hätte ich es beim besten Willen nicht vermutet. So habe ich am nächsten Tag nicht nur einen Dämpfer in bestem Zustand, sondern auch noch ein Hinterrad mehr. Da die Radwäsche hier im Radladen immer inklusive ist, brauche ich mein Rad vor dem Prolog nichtmal selbst zu waschen. Denke ich jedenfalls. Damit habe ich aber die Rechnung ohne den Kapstädter Wettergott gemacht, der sich für unsere heutige Vorbelastungs-Runde nur das Beste aufgehoben hat. Zum ersten Mal verstehen wir, warum der Plum-Pudding Plum-Pudding heißt. Unsere Räder werden hier zu Fat-Bikes und wir sind den halben Nachmittag damit beschäftigt, den Ausgangszustand wieder herzustellen. Für morgen soll das Wetter auch nicht viel besser werden. Damit dürfte es schon auf der kurzen Runde um den Tafelberg unerwartet interessant und insbesondere dreckig werden. Erfreulicherweise sind mit Jo und Kasha heute noch zwei lokale Edelhelfer zu uns gestoßen, die sich in der nächsten Woche um unser Wohl und das unserer Räder kümmern werden, sodass wir diese Sorge weitgehend los sind. Bestens motiviert geht es dann hoffentlich morgen früh los: zunächst 07:30 Uhr für unsere Väter und 09:46 Uhr für uns. Mal schauen, was der März 2020 für uns bringt ...



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen