Montag, 25. Oktober 2021

Geschafft


Die Schlussetappe gehen wir in einem im Vergleich zu 2019 um Größenordnungen besseren körperlichen Zustand an. So sind wir zu einem zügigen Start mit dem Ziel der Minimierung des Risikos in Stürze verwickelt zu werden in der Lage. Nach dem ersten Berg liegen wir so weit vorn wie noch nie nach der Startphase und können im anschließenden Auf und Ab unsere Position auch weitgehend halten. Dummerweise geht Laura dann just am Fuße des letzten Berges des Cape Epic, dem “Freedom Struggle Climb” der Sprit aus und der Anstieg wird seinem Namen voll und ganz gerecht. Aber irgendwie kommen wir auch hier noch drüber und stürzen uns in die letzte Abfahrt, den “Bone Rattler”.  Auch hier ist der Name Programm und es wird nochmal ein ganz schönes Geschepper bergab, was Mensch und Material aber dank mittlerweile erlernter defensiver Fahrweise gut überstehen. Zum Abschluss geht’s nochmal für ein paar Kilometer über eher weniger als mehr ansehnliche Trails ins Ziel nach Val de Vie, wo wir mit unserem achten Tageserfolg den “Clean Sweep” und damit auch den Gesamterfolg in der Mixed-Kategorie vor Janine Schneider/Benjamin Michael und Evelyne Trepte/Michael Trepte perfekt zu machen. Blöderweise bin ich zu dämlich meine Champagner-Flasche zu entkorken und Laura kommt mir diesbezüglich knapp zuvor, was zu unangenehm brennenden Augen führt. Aber nachdem sie die ganze Woche über den härteren Part auf dem Rad hatte, kann ich ihr diesen Teilerfolg gönnen.

Die Väter arbeiten wieder wie ein Schweizer Uhrwerk und erreichen punktgenau ihr erklärtes Ziel, zu unserer Siegerehrung anwesend zu sein. Pech für mich, dass sie dabei noch so schnell sind um sich auf Platz 15 in der Grandmasters-Wertung nach vorn zu schieben. Denn unser Gastgeber der vorangegangenen Nächte musste unbedingt mit mir wetten, dass sie genau dies schaffen würden. Natürlich hätte ich ihnen die Verbesserung der Platzierung zugetraut und wetten tue ich normalerweise auch nicht, aber ich konnte ihm das zum einen nicht ausschlagen und zum anderen auch nicht auf das gleiche wetten wie er. So bin ich nun ganze sieben Euro ärmer, was sich aber in Anbetracht des erfolgreichen Abschneidens aller Beteiligten geradeso verschmerzen lässt.

Zum Abschluss möchten wir nun noch allen danken, die unser Projekt „Cape Epic 2020 (2021)“ unterstützt und möglich gemacht haben. Das sind zum einen die Sponsoren und alle die uns daheim die Daumen gedrückt haben. Und zum anderen ist es unser unschlagbares Support-Team um Jo, Kasha, Kerstin, Steffi und Anne, welches sich rundum um unser Wohl und das unserer Kinder gekümmert hat. Ohne sie wären wir zu keiner einzigen Etappe gestartet, geschweige denn ins Ziel gekommen - und der Betreuer-Job ist bekanntermaßen der härtere Part. Danke!

Und hier noch einige Fotos: (Cape Epic, privat)

 



















 

Samstag, 23. Oktober 2021

Kokos vs. Hungerast


Vor Etappe #6 dürfen wir zunächst mal eine Stunde länger schlafen, denn in Anbetracht sinnflutartiger Regenfälle findet unser Start sozialerweise erst 8:15 Uhr statt 7:15 Uhr statt. Los geht’s dennoch im strömenden Regen. Aus irgendeinem Grund habe ich heute aber richtig Lust, mich im Matsch zu suhlen und insofern erfolgt der Start bei bester Laune meinerseits. Laura, die diese Bedingungen normalerweise über alles liebt, hat dagegen etwas Startschwierigkeiten. Das äußerst klebrige Geläuf tut hier sein Übriges. Erfreulicherweise nimmt sie aber mit zunehmender Renndauer Fahrt auf. Zu Rennmitte gibt’s ein ziemlich langes Flachstück, welches durch die witterungsbedingte Tilgung einiger Streckenabschnitte hinzugekommen ist. Hier ziehen wir eine recht große Gruppe hinter uns her. Hinter uns wird Kaffekränzchen gehalten, aber mitarbeiten will keiner. Als der Gradient sachte zunimmt, wird das Geschnatter hinter uns leiser, geht langsam aber sicher in Keuchen über, welches dann schließlich auch verstummt. Ab hier fahren wir ein einsames Rennen, bei dem wir zwar immer mal wieder ein Team einholen (bzw. in einem Fall auch von einem anderen Team überholt werden), es aber zu keiner vernünftigen Zusammenarbeit kommt. Auf kurzweiligen Trails bergauf und bergab rückt das Ziel stetig näher. Ich selbst habe heute nicht so meinen besten Tag und muss Essen wie ein Hamster um den Blutzuckerspiegel auf einem vernünftigen Level zu halten. Ungünstigerweise sind aus irgendeinem Grund halbvolle Gels in der Trikottasche gelandet, sodass mein Ernährungsplan ein voller Fehlschlag ist. Entsprechend muss ich an einer Verpflegungsstation aufmunitionieren. Dass ich dabei Gels mit der mir verhassten Geschmacksrichtung Kokos erwische, versteht sich von selbst. Bei der Wahl zwischen den beiden Übeln Kokos und Hungerast entscheide ich mich aber für ersteres. Auf diese Weise erreichen wir mit Anstand das Ziel nach reichlich vier Stunden Fahrzeit. Auf unseren Vorsprung in der Gesamtwertung können wir mit dem erneuten Tagessieg vor Janine Schneider/Benjamin Michael und Evelyne Trepte/Michael Trepte nochmal reichlich zehn Minuten drauf packen, sodass wir nunmehr über eine Stunde in Front legen.

Auch unsere Väter schlagen sich wieder wacker und kämpfen sich durch Regen und Matsch ins Ziel. Dabei ist Fichkona-Veteran Uwe heute den Berichten nach auf dem langen Flachstück zur Rennmitte voll auf seine Kosten gekommen.

Morgen gilt es auf der letzten Etappe ins Ziel nach Val de Vie nochmal 68 Kilometer zu bezwingen. Dabei wird wieder höchste Konzentration gefragt sein. Schließlich ist das Rennen erst an der Ziellinie zu Ende, wie schon der eine oder andere Radsportler in der Vergangenheit verwundert feststellen musste …

Freitag, 22. Oktober 2021

Abenteuerurlaub


Nachdem nach der gestrigen Etappe Andreas die abendliche Berichterstattung übernahm, ist heute Laura an der Reihe.

Nach dem morgendlichen Erwachen um 5 Uhr konnten wir freudig feststellen, dass der vorhergesagte Regen noch auf sich warten ließ und wir sogar auf einen trockenen Start hoffen konnten. Die morgendliche Routine spulen wir mittlerweile recht sortiert ab und fanden uns trotz Rückkehr zu Unterkunft wegen vergessener Utensilien pünktlich an der Startlinie wieder. Apropos Unterkunft: Für die Tage hier in Wellington sind wir in das Haus eines Bekannten einer Bekannten eingefallen. Zusammen mit drei Agamen, zwei Hunden, einer Katze, vielen Fischen, einer Schlange, Mäusen (=Schlangenfutter), einer Schildkröte und Tauben teilen wir uns das Haus. Völlig selbstlos hat unser “Host” uns sein Haus “for free” überlassen und kümmert sich von früh bis abends um das Wohlergehen von zwölf weitestgehend unbekannten Leuten, die in sein Haus eingefallen sind. Wir hatten den Kindern vor Beginn der Woche gesagt, dass wir für eine Woche “Abenteuerurlaub” machen werden. Das war nicht gelogen.

Der Countdown am Start wurde heute weggelassen und wir starteten für mich etwas überraschend in die heutige “Königsteappe”. Vom Start weg wurde ein ruhiges Tempo angeschlagen, was ganz in unserem Sinne war. Heute gab es keine Flachstücke sondern es ging stets bergauf oder bergab über fünf lange Ansteige. An den ersten beiden Anstiegen konnten wir unsere “Ochsenkarrentechnik” gut umsetzen und uns langsam nach vorne absetzen. Erfreulicherweise wurden die Aufstiege mit schönen Abfahrten belohnt. Die letzten beiden großen Anstiege waren dann eher schmal und technisch, sodass Sebastian sich hinter mir ausruhen konnte. Trotzdessen erreichte sein Blutzuckerspiegel den Nullpunkt als es anfing zu regnen und die Außentemperatur abfiel. Glücklicherweise hat er sich davon schnell wieder erholt. Meinen lockergewackelten Flaschenhalter konnten wir vor der letzten längeren Abfahrt wieder befestigen. Meine Vorderradbremse versagte auf der Hälfte der Abfahrt, was mich zu Sebastians Freude zu einer defensiven Fahrweise zwang. Am Ende konnten wir die Etappe in knapp unter fünf Stunden beenden und unseren Vorsprung in der Mixed-Wertung noch etwas ausbauen. In der Gesamtwertung kamen wir heute auf Platz 30 ins Ziel.


Unsere Väter hatten sich einen Startblock nach vorne gearbeitet und hatten einen Super-Lauf bis Andreas auf unerklärliche Weise auf einem unspektakulärem Trailstück über den Lenker vom Rad fiel und sich diesen unsanft in den Oberkörper rammte. Uwe leistete dem sichtlich mitgenommenen Teampartner erste Hilfe. Ab da fiel Andreas das Atmen schwer. Aber mit deutlich reduzierter Geschwindigkeit kamen die beiden doch ins Ziel. In einer symptombezogenen Erstuntersuchung wurde der Verdacht auf eine Rippenprellung gestellt. Andreas wird derweile liebevoll umsorgt und wir hoffen, dass er morgen früh wieder auf’s Rad steigen wird.

Unser Starmechaniker Jacques kümmert sich heute nochmal um unsere Räder. Der große Regen wurde derweile auf Morgen verschoben, weswegen der Start um eine Stunde nach hinten verschoben wurde und die Strecke um 8 km gekürzt wird.

Only two more days to go!

Donnerstag, 21. Oktober 2021

Heute sind die "old dudes" dran

Nachdem Sebastian in den letzten Tagen die Berichterstattung für uns "old dudes" mit übernommen und sehr freundlich berichtet hatte, wollen wir uns nun auch selber selber mal melden. Zumal zu Hause ja allerhand Leute mitfiebern. Dabei is mit dem Wort "Fieber" Vorsicht geboten, damit beim täglichen "temperature check" (der zu den Corona-Regeln des Rennens gehört und keinesfalls vergessen werden darf, wie überhaupt das "dran denken" an all die Regeln und zu beachtenden Dinge von Maske bis zu den vielen für jede Etappe nötigen Rennutensilien) nichts schief geht.
 
Die heutige Etappe war für uns schon nach reichlich 4 Stunden Geschichte, so dass ein wenig Zeit zum Blog-Schreiben bleibt. Den Umzug von unserem Zelt-Camp der letzten beiden Nächte haben unsere lieben Frauen/Betreuerinnen (Kerstin, Steffi, Jo und Kasha) während unserer Fahrt perfekt gemanagt. Dass dies eine ebenfalls höchst anspruchsvolle Aufgabe war, wie überhaupt die gesamte Begleitung und Betreuung super läuft, sei an dieser Stelle mit großem Kompliment und Dankbarkeit erwähnt. Die erste Hälfte der 4. Etappe erschien uns zunächst wie von Sebastian angekündigt als "Ruhetag" (40 km in knapp über 2 Stunden), so dass wir uns verwundert fragten "Was ist den heute los?". Den Plan, Kräfte für morgen zu sparen gaben wir nach ca. 15 km auf rollten nun angeführt von Uwe doch etwas zügiger über die Feldwege und durch die Obstplantagen.
 
Dafür hatte es die zweite Hälfte des Rennens dann durchaus in sich. Erst ging es über schmale steinige Trails nach oben und dann zeigten sich auch die Abwärtstrails durchaus felsig und anspruchsvoll. In der Schlussabfahrt verlor ich (Andreas) dann auf steinigem Terrain die Kontrolle und bog erstmal seitlich in den Busch ab (die Fahrer hinter mir dürften froh gewesen sein, nun ging es für sie schneller weiter...). Zum Glück blieben die Blessuren harmlos (wie so ein Bein im Überführungs-Bus vom heutigen Etappenzielort Slanghoek zum morgigen Startort Wellington aussieht, habe ich spaßenshalber mal fotografiert...).

 

Gestern gab es gleich zu Beginn der Etappe eine ähnliche Aktion, die Mensch und Maschine allerdings bis auf minimale Kratzer problemlos überstanden. Bei einer der vielen kleinen Holzbrücken über Bäche oder Gräben fehlten etliche Bretter, so dass sich vor mir auf voller Breite ein Loch von ca. einem halben Meter auftat. Statt den Rat meines Sohnes "Geschwindigkeit bringt Sicherheit" zu beachten, zögerte und überlegte ich für den Bruchteil einer Sekunde, was nun sinnvollerweise zu tun sei (Uwe war vor mir gut drübergekommen) und das rächte sich. Ich blieb mit dem Vorderrad hängen und legte einen erstklassigen Überschlag hin (leider sind die B-Noten nicht bekannt). Wie gesagt: Kein Problem - alles heil. Ihr seht aber, ganz so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk (das Kompliment von Sebastian aus den letzten Tagen hat uns natürlich trotzdem gefreut) läuft das Ganze nun auch wieder nicht. Trotzdem fühlen wir uns bis auf einen "Hänger" bei der 2. Etappe ziemlich gut (wozu auch die Massagen von Jo und Kasha und der gesamte sonstige Support beitragen) und es wäre ein Traum, wenn wir es bis Sonntag in Val de Vie noch "durchbringen" könnten.
 
Ansonsten gäbe es noch so unglaublich viel zu berichten, dass eine Auswahl sehr schwer fällt. Da sind natürlich zunächst die sportlichen Erfolge von Laura und Sebastian mit Ihrem tollen Teamwork, die uns alle sehr freuen und motivieren, sowie der gute Zusammenhalt in unserer großen Gruppe einschließlich der Kids, die das mit den ständig wechselnden Situationen auch alles erstmal durchstehen müssen. Während der Etappen fällt mir immer wieder die Freundlichkeit der uns an der Strecke anfeuernden Südafrikaner auf (obwohl Zuschauer wegen Covid ja eigentlich nicht zugelassen sind). Egal ob Kindergruppen oder die Arbeiter in den Obstplantagen - oft gibt es Beifall und Anfeuerungsrufe. Manchmal blickt man auch in traurige Gesichter der Armut, die einen noch dankbarer machen, dass wir das hier alles so gut erleben können. Ab und an bleibt während der Etappen ein Blick in die traumhafte Natur, vor allem auf dem Hochplateaus gibt es beeindruckende Ausblicke (die wir "Alten" aber selbst bei langsamen Tempo nur Sekundenbruchteile genießen sollten, um ja nicht die Konzentration für das zu verlieren, was sich auf der Strecke gerade an Hindernissen auftut...) sowie eine teilweise herrliche Blütenpracht (manche der Blumen, die daheim bei Frau Tuchscheerer in Scheibenberg in den Sträußen mit drin sind, wachsen hier im Busch am Wegesrand).
 
Morgen soll es während der Etappe regnen, worüber wir bei zu erwartenden 2.900 Höhenmetern auf 84 km schwierigem Terrain lieber nicht zu viel nachdenken. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt dieses kleinen Berichts wären: Danke für das "Mitfiebern" daheim, das wird uns hoffentlich auch morgen helfen.

Mittwoch, 20. Oktober 2021

Südafrikanische Präzision


Der Tag beginnt insofern positiv als dass Laura überraschend geschmeidig aus dem Bett aussteigt und im Vergleich zu gestern abend weitgehend rund läuft. Eine derartige Wunderheilung hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Vor der heutigen vierten Etappe habe ich dennoch Respekt, denn die Erinnerung an das Cape Epic 2016, welches ich gemeinsam mit Felix Fritzsch bestritt, ist immer noch wach. Damals starteten ebenfalls drei Etappen in Tulbagh/Saronsberg. Mit unseren Hardtails polterten wir damals mehr durch die Trails hier als dass wir fuhren. Immerhin sind Laura und ich dieses Mal vollgefedert unterwegs …

Zunächst startet die Etappe aber auf breiten Schotterwegen, sodass es recht zügig losgeht. Wir haben einen guten Start und können uns unter möglichst hoher Schonung von Lauras Kräften in einer vorderen Gruppe festsetzen. Einen kurzen Schreckmoment gibt es dennoch, als der breite Schotterweg urplötzlich von einem Feld kindskopfgroßer Steine unterbrochen wird. Im Staub des Feldes scheppern wir dort mit Top-Speed hinein. Ein Fahrer vor uns steigt abrupt unfreiwillig vom Rad ab und Laura kann nur noch notankern. Ganz schafft sie es allerdings nicht mehr das Rad zum Stillstand zu bringen und geht ebenfalls zu Boden. Das aber glücklicherweise auf die andere Seite als gestern und ohne nennenswerte Beschädigungen an Mensch und Material, sodass es unmittelbar weitergeht. Nach der ersten Feedzone geht es dann in die ersten Trails, die über den ganzen Tag hinweg unerwartet “smooth” und damit flüssig zu fahren sind. Die ersten beiden Berge vergehen wie im Fluge und die jeweils folgenden Abfahrten bringen ein Grinsen ins Gesicht. Laura fährt heute auch sichtbar defensiver als gestern – Wunder gibt es also doch. Dafür verdient sie sich den ersten Platz auf der Massageliege. Diesen nimmt sie gerade ein, während ich schreibe. In der Mitte des Rennens folgt ein recht langes Flachstück. Dort betitelt mich ein nicht näher benannter Ex-Straßenprofi erstmal lautstark als “Amateur”, weil ihm meine Fahrweise nicht passt. Recht hat er natürlich mit seiner brillianten Feststellung. Die Gruppe lassen wir besser ziehen, denn die Fahrweise dort ist uns zu unrhythmisch, was Laura nicht gerade entgegenkommt. Stattdessen sparen wir Kräfte für den letzten Anstieg, der äußerst steil ist. Diesen kommen wir trotz drückender Hitze überraschend gut nach oben und sammeln auch den Ex-Straßenprofi samt seinem Partner (ebenfals Ex-Straßenprofi) wieder ein. Das Teamwork, was die beiden hier veranstalten, würde ich durchaus auch als amateurhaft bezeichnen. Die abschließende Abfahrt bringen wir sicher hinter uns und können die aus unserer Sicht bisher schönste Etappe erfreulich zwischenfallsfrei als erneute Tagessieger vor Janine Schneider/Benjamin Michael und Evelyne Trepte/Michael Trepte beenden. Der eigentliche Marathon im drückend heißen Race-Village folgt allerdings erst noch. Zunächst wird Laura zur Dopingkontrolle gebeten. Dies ist aufgrund der Hitze des Tages ein äußerst ungünstiger Zeitpunkt, denn sie müsste hierzu ja pullern können. In der Folge verbringen wir noch ganze drei Stunden im Start-Ziel-Gelände. Darin beinhaltet ist auch der heute verpflichtende Covid-Test. Dieser wird mit gewohnter südafrikanischer Präzision – also völlig chaotisch – durchgeführt. Statt der angekündigten 15 Minuten, dauert die Geschichte für uns 60 Minuten. Im Gegensatz hierzu spulen die Väter die Etappe wieder mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks ab und finishen zu unserer Freude gesund und den Umständen entsprechend munter. Sie müssen allerdings beim Covid-Test noch deutlich geduldiger sein als wir, denn der Test meines Vaters geht unterwegs verloren. Schlussendlich kann aber auch diese Unstimmigkeit durch nochmalige Testung behoben werden und wir können uns nun der Regeneration zuwenden.

Die morgige Etappe ist den technischen Daten nach zu urteilen im Vergleich zu den bisherigen Etappen fast schon ein Ruhetag. Aber ehrlich gesagt traue ich dem Frieden nicht, denn diesbezüglich habe ich mich in Südafrika schon einige Male getäuscht …

Dienstag, 19. Oktober 2021

Es geht eher weniger als mehr gebremst weiter


Heute morgen ist es immerhin zwei Grad Celsius wärmer als gestern, sodass die Handschuhe beim Frühstück wegfallen können. Insgesamt scheinen wir uns auch schneller zu bewegen, denn wir sind heute trotz gleicher Aufstehzeit 15 Minuten früher in Startnähe. Den Start selbst erwischen wir nahezu ideal und Bachdurchfahrten gleich zu Beginn gibt es auch keine. Am ersten langen Anstieg des Tages legt das zweitplatzierte Mixed-Team (Janine Schneider/Benjamin Michael) ein derart hohes Tempo vor, dass wir entscheiden, sie erstmal ziehen zu lassen. Das nach dem Anstieg auf uns wartende Witzenberg-Valley sowie der Anstieg am Ende des Tages haben es nämlich sowohl technisch als auch konditionell ziemlich in sich. Zu Rennhälfte sind wir dann auch wieder dran und können uns rasch in den Trails absetzen. Dummerweise befördert Laura dann eine Unachtsamkeit zu boden, was eine feine Hüftprellung nach sich zieht und im Ziel auch noch zwei Stiche erfordert. Das gute an Hüftprellungen ist, dass man zwar kaum noch laufen kann, aber Radfahren ganz gut geht. Insofern müssen wir jetzt auf möglichst wenige Laufpassagen hoffen. Da es diese heute nicht gibt, geht’s für uns nach dem kurzen Schreck tendenziell eher weniger als mehr gebremst weiter. Am letzten Berg zahlt sich das Kräftesparen vom Anfang der Etappe hervorragend aus. Ich habe hier noch das Tankwa Trek von 2019 in unguter Erinnerung, bei welchem sich Laura nur noch mit allerletzter Kraft über diesen Anstieg quälte. Heute sieht es da schon viel besser aus, auch wenn die Sache natürlich trotzdem ziemlich anstrengend ist. Letzteres gilt auch für mich, da es heute wie erhofft deutlich mehr Streckenabschnitte gibt, auf denen ich Laura abschleppen kann. Auch auf der letzten Abfahrt lässt Laura ziemlich das Gas stehen, was ich eher suboptimal finde, da ich gerne mit heilen Felgen und Knochen im Ziel ankommen würde. Mal sehen, ob es mir noch gelingt, sie von einer etwas defensiveren Fahrweise zu überzeugen. Aber daran bin ich schon seit Jahren gescheitert, sodass die Hoffnung gering ist. Argumentativ hat sie dummerweise auch die Pannen- und Sturzstatistik der letzten Jahre auf ihrer Seite, wenngleich sie in Bezug auf Letztere heute unwesentlich auf mich aufgeholt hat. Am Ende des Tages sieht das Mixed-Podium genauso aus wie die letzten Tage mit uns auf Platz eins, Janine Schneider/Benjamin Michael auf Platz 2 und Evelyne Trepte/Michael Trepte auf Platz 3. Unseren Vorsprung können wir dabei um weitere 16 Minuten ausbauen, sodass sich dieser nunmehr auf über 30 Minuten aufsummiert. Dabei profitieren wir allerdings auch von einem Platten der Zweitplatzierten in der letzten Abfahrt. Hoffen wir einfach, dass wir davon in den nächsten Tagen verschont bleiben.

Die Väter spulen wie schon die letzten Tage wieder routiniert die Etappe ab und finishen souverän nach etwas mehr als sechs Stunden. Wir waren uns ehrlich gesagt im Vorfeld nicht sicher, wie sie mit den Anforderungen des Cape Epic klarkommen würden. Allerdings würde ich bereits jetzt konstatieren, dass ihr Ankommen in Val de Vie am nächsten Sonntag wahrscheinlicher ist, als das unsrige.

Nun heißt es wieder erholen. Hierzu sind wir weiter nach Tulbagh/Saronsberg gezogen, wo die heutige Etappe endete. Wir sind gespannt, was der morgige Tag bringt. Eins ist dabei sicher: Es wird wieder anstrengend ...

Unser Camp für die nächsten zwei Tage

 

Montag, 18. Oktober 2021

Gut gebadete Füße

Nach einer zwar kurzen, aber dennoch geruhsamen Nacht klingelt heute morgen fünf Uhr der Wecker. Die morgendliche Routine funktioniert weitgehend zwischenfallsfrei. Lediglich die Morgentemperaturen von 2° C erschweren die Dinge etwas. Im ungedämmten Gästehaus im Herzen der heutigen ersten Etappe auf der Eselfontein Farm sind die Temperaturen nicht viel höher und so bestreite ich das Frühstück mit Handschuhen, damit mir der Löffel nicht in der Hand festfriert. Dick eingepackt geht’s dann für uns per Rad zum Start. Unsere Väter dürfen derweil noch etwas länger frühstücken, da ihr Startblock eine knappe halbe Stunde nach uns dran ist. Kurz nach erfolgtem Start dürfen wir erstmal knöcheltief durch den Bach. Trotz schnell auf ein äußerst angenehmes Maß ansteigender Temperaturen brauchen die Füße dann die halbe Etappe um wieder warm und trocken zu werden – natürlich nur um später kurz vor dem Ende erneut gebadet zu werden. Unser Start gelingt ansonsten ziemlich gut und wir können recht weit vorn in die Trails auf der Eselfontein Farm einbiegen. Dies ist durchaus vorteilhaft, da die Überholmöglichkeiten recht begrenzt sind. Aus irgendeinem mir nicht offensichtlichen Grund ist Laura allerdings der Meinung, dass ich der Meinung wäre, sie würde zu langsam fahren; und das obwohl ich die ganze Zeit hinter ihr durch die Trails fahre. Als wir die Sache aufklären können, ist sie schon viel zu lang viel zu schnell durch die Trails gebolzt, was sich hinten raus etwas rächen wird. Dennoch haben wir heute einen guten Tag und viel Spaß auf den Trails, wo Laura in bewährter Weise ein zügiges Tempo vorlegt. Immer wieder können wir dort vor uns fahrende Teams einholen, was einem natürlich ein gutes Gefühl gibt. Lediglich die letzten 20 Kilometer der insgesamt 98 Kilometer werden wie schon angedeutet für Laura etwas zäh. Aber das ist am Ende bei unserem vergleichsweise minimalistischen Trainingspensum auch kein Wunder. Ich selbst kann Laura auf der heutigen Etappe aufgrund des hohen Trailanteils physisch ziemlich wenig unterstützen, sodass es heute mit der Gleichberechtigung von Männchen und Weibchen nicht so gut funktioniert und ich mir die Landschaft anschauen kann, während Laura sich quälen muss. Ich hoffe, auf der morgigen Etappe kann ich mich diesbezüglich etwas mehr austoben. Am Ende fahren wir den Sieg auf der ersten Etappe vor Janine Schneider/Benjamin Michael und Evelyne Trepte/Michael Trepte ein. Dabei können wir unseren Vorsprung in der Gesamtwertung um neun weitere Minuten auf nun 14 Minuten ausbauen. Klingt komfortabel, ist es aber beim Cape Epic erfahrungsgemäß nicht. Demzufolge wird es auch morgen wieder “Volle Kraft voraus” für uns heißen. Unsere Väter haben auch einen erfreulich guten Tag. Wir waren uns ja schon etwas unsicher, wie sie die technischen Ansprüche der Etappe meistern würden. Aber das war eindeutig unbegründet, denn sie sind am Ende nur eine reichliche Stunde langsamer unterwegs als wir. Jetzt heißt es uns und die Räder wieder fit für morgen zu bekommen. Für uns und unser Väter haben wir mit Jo und Kasha erstklassigen, massierenden Support. Für die Bikes (insbesondere für Uwes Rad, welches etwas mehr Aufmerksamkeit benötigt) sind wir heute unverhofft zu einem Edelmechaniker gekommen, der eigentlich mit für das Wohl der Räder von Simon Andreassen und Alan Hatherly sorgen wollte, aber nun aufgrund einer notfallmäßigen Blinddarm-OP von ersterem freie Spitzen hat. Insofern profitieren wir vom Pech der anderen und es gibt auch für unsere Räder heute nur das Beste.

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