Donnerstag, 21. Oktober 2021

Heute sind die "old dudes" dran

Nachdem Sebastian in den letzten Tagen die Berichterstattung für uns "old dudes" mit übernommen und sehr freundlich berichtet hatte, wollen wir uns nun auch selber selber mal melden. Zumal zu Hause ja allerhand Leute mitfiebern. Dabei is mit dem Wort "Fieber" Vorsicht geboten, damit beim täglichen "temperature check" (der zu den Corona-Regeln des Rennens gehört und keinesfalls vergessen werden darf, wie überhaupt das "dran denken" an all die Regeln und zu beachtenden Dinge von Maske bis zu den vielen für jede Etappe nötigen Rennutensilien) nichts schief geht.
 
Die heutige Etappe war für uns schon nach reichlich 4 Stunden Geschichte, so dass ein wenig Zeit zum Blog-Schreiben bleibt. Den Umzug von unserem Zelt-Camp der letzten beiden Nächte haben unsere lieben Frauen/Betreuerinnen (Kerstin, Steffi, Jo und Kasha) während unserer Fahrt perfekt gemanagt. Dass dies eine ebenfalls höchst anspruchsvolle Aufgabe war, wie überhaupt die gesamte Begleitung und Betreuung super läuft, sei an dieser Stelle mit großem Kompliment und Dankbarkeit erwähnt. Die erste Hälfte der 4. Etappe erschien uns zunächst wie von Sebastian angekündigt als "Ruhetag" (40 km in knapp über 2 Stunden), so dass wir uns verwundert fragten "Was ist den heute los?". Den Plan, Kräfte für morgen zu sparen gaben wir nach ca. 15 km auf rollten nun angeführt von Uwe doch etwas zügiger über die Feldwege und durch die Obstplantagen.
 
Dafür hatte es die zweite Hälfte des Rennens dann durchaus in sich. Erst ging es über schmale steinige Trails nach oben und dann zeigten sich auch die Abwärtstrails durchaus felsig und anspruchsvoll. In der Schlussabfahrt verlor ich (Andreas) dann auf steinigem Terrain die Kontrolle und bog erstmal seitlich in den Busch ab (die Fahrer hinter mir dürften froh gewesen sein, nun ging es für sie schneller weiter...). Zum Glück blieben die Blessuren harmlos (wie so ein Bein im Überführungs-Bus vom heutigen Etappenzielort Slanghoek zum morgigen Startort Wellington aussieht, habe ich spaßenshalber mal fotografiert...).

 

Gestern gab es gleich zu Beginn der Etappe eine ähnliche Aktion, die Mensch und Maschine allerdings bis auf minimale Kratzer problemlos überstanden. Bei einer der vielen kleinen Holzbrücken über Bäche oder Gräben fehlten etliche Bretter, so dass sich vor mir auf voller Breite ein Loch von ca. einem halben Meter auftat. Statt den Rat meines Sohnes "Geschwindigkeit bringt Sicherheit" zu beachten, zögerte und überlegte ich für den Bruchteil einer Sekunde, was nun sinnvollerweise zu tun sei (Uwe war vor mir gut drübergekommen) und das rächte sich. Ich blieb mit dem Vorderrad hängen und legte einen erstklassigen Überschlag hin (leider sind die B-Noten nicht bekannt). Wie gesagt: Kein Problem - alles heil. Ihr seht aber, ganz so präzise wie ein Schweizer Uhrwerk (das Kompliment von Sebastian aus den letzten Tagen hat uns natürlich trotzdem gefreut) läuft das Ganze nun auch wieder nicht. Trotzdem fühlen wir uns bis auf einen "Hänger" bei der 2. Etappe ziemlich gut (wozu auch die Massagen von Jo und Kasha und der gesamte sonstige Support beitragen) und es wäre ein Traum, wenn wir es bis Sonntag in Val de Vie noch "durchbringen" könnten.
 
Ansonsten gäbe es noch so unglaublich viel zu berichten, dass eine Auswahl sehr schwer fällt. Da sind natürlich zunächst die sportlichen Erfolge von Laura und Sebastian mit Ihrem tollen Teamwork, die uns alle sehr freuen und motivieren, sowie der gute Zusammenhalt in unserer großen Gruppe einschließlich der Kids, die das mit den ständig wechselnden Situationen auch alles erstmal durchstehen müssen. Während der Etappen fällt mir immer wieder die Freundlichkeit der uns an der Strecke anfeuernden Südafrikaner auf (obwohl Zuschauer wegen Covid ja eigentlich nicht zugelassen sind). Egal ob Kindergruppen oder die Arbeiter in den Obstplantagen - oft gibt es Beifall und Anfeuerungsrufe. Manchmal blickt man auch in traurige Gesichter der Armut, die einen noch dankbarer machen, dass wir das hier alles so gut erleben können. Ab und an bleibt während der Etappen ein Blick in die traumhafte Natur, vor allem auf dem Hochplateaus gibt es beeindruckende Ausblicke (die wir "Alten" aber selbst bei langsamen Tempo nur Sekundenbruchteile genießen sollten, um ja nicht die Konzentration für das zu verlieren, was sich auf der Strecke gerade an Hindernissen auftut...) sowie eine teilweise herrliche Blütenpracht (manche der Blumen, die daheim bei Frau Tuchscheerer in Scheibenberg in den Sträußen mit drin sind, wachsen hier im Busch am Wegesrand).
 
Morgen soll es während der Etappe regnen, worüber wir bei zu erwartenden 2.900 Höhenmetern auf 84 km schwierigem Terrain lieber nicht zu viel nachdenken. Womit wir wieder beim Ausgangspunkt dieses kleinen Berichts wären: Danke für das "Mitfiebern" daheim, das wird uns hoffentlich auch morgen helfen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen